Die im Stadtwald entspringenden Bäche haben in der historischen Entwicklung von Aachen und Burtscheid eine bedeutende Rolle gespielt, sowohl in der Wasserver- und -entsorgung als auch als Energielieferant für die zahlreichen Mühlen. Leider sind heute die ehemaligen „Schlagadern der Stadt“ in unterirdische Bachkanäle verbannt. Deshalb soll dort, wo es ohne Schwierigkeiten möglich ist und wo eine stadtplanerische Attraktivität besteht, ein Teil des unterirdisch abfließenden Wassers wieder an die Oberfläche geholt und dadurch ein positives Stadtbild kreiert werden.

Die Projektgruppe hat sich als Aufgabe gestellt, diese Idee voranzutreiben, und zwar durch öffentliche Veranstaltungen, Vermittlung von Vorschlägen, Informationen und Unterstützung der politischen Gremien bis hin zu konkreten Begehungen und Führungen vor Ort.

Das erste Halbjahr 2022 ist durch intensive Informationsarbeit bei allen Fraktionen des Stadtrates und bei weiteren gesellschaftlichen Gruppen geprägt gewesen. Aufgrund eines ausführlichen Briefes mit einer zusammenfassenden Darstellung der Hintergründe und Ideen der Projektgruppe, folgen Einladungen für konkrete Vorträge und Diskussionen, teilweise coronabedingt nur in digitaler Form. Dies geschieht bei der Stadtratsfraktion Die Grünen, bei den Freien Demokraten, der Zukunftsfraktion und der Umwelt-AG der SPD. Die Resonanz und die Unterstützung für die Offenlegung der Bäche ist sehr gut.

Für die weitere Arbeit der Gruppe ist deshalb sehr erfreulich und motivierend gewesen, dass am 8. Dezember der Planungsausschuss des Stadtrates den einstimmigen Beschluss gefasst hat, die Verwaltung der Stadt zu beauftragen, die Offenlegung des Paukanals im Bereich Klappergasse und Rennbahn weiter zu planen und einen entsprechenden Städtebauförderantrag vorzubereiten. Von der Bezirksvertretung Aachen-Mitte und dem Mobilitätsausschuss ist dieses Vorhaben vorher einstimmig empfohlen worden.

Besonders hervorzuheben ist der Gesprächstermin bei der Oberbürgermeisterin, Frau Sybille Keupen, im April. Frau Keupen ist an dem Projekt und an den Anlagen vor Ort sehr interessiert und willens, sich für die Offenlegung von wichtigen Bereichen der Aachener Bäche einzusetzen. Auch unterstützt sie unseren Vorschlag, geführte Besichtigungen der Bachkanäle zu ermöglichen.

Mit den Abteilungen der Verwaltung der Stadt, die für die Planung und Bauausführung der Bachoffenlegungen zuständig sind, besteht ein gegenseitiger und offener Kontakt. So sind wir im Juli über den Sachstand zur Umgestaltung des Theaterplatzes mit einer Offenlegung der Pau beginnend an der Klappergasse ausführlich informiert und unsere Ergänzungsvorschläge positiv aufgenommen worden. Gleichermaßen können wir unsere Vorstellungen zur Offenlegung des Beverbaches im Frankenberger Viertel der Abteilungsleiterin für Straßenplanung und -bau, Frau Dr. Silke Roder, vortragen und eine Unterstützung dergestalt erhalten, dass nach positiver Prüfung der Machbarkeit bereits jetzt bauliche Vorkehrungen in der Bismarckstraße beim Ausbau zur Fahrradstraße eventuell berücksichtigt werden könnten.

Die Idee der Offenlegung des Beverbaches ist auch vor dem Verein „Die Frankenbu(e)rger“ vorgetragen worden. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Frage und Sorge geäußert, dass bei Hochwasser die Offenlegung der Bäche das Überflutungsrisiko im Stadtgebiet erhöhen würde und damit eine Gefahr von den offengelegten Bächen ausgehen könnte. Eine interne Studie hat zu dem Ergebnis geführt, dass das Projekt „Aachener Bäche ans Licht“ auf die Hochwassergefahr und die Hochwasserabfuhr in der Stadt Aachen keinen nennenswerten Einfluss, in bestimmtem Fällen sogar eine positive Wirkung, besitzt. Zusätzliche Aufwendungen zur Abwehr von Hochwassergefahren sind nicht notwendig.

Die Treffen in der zweiten Jahreshälfte sind weitgehend mit den Vorbereitungen der Veranstaltung "Unsere Bäche ans Licht - Aachener:innen setzen sich ein", der am 16. März 2023 im Ballsaal des alten Kurhauses stattgefunden hat, ausgefüllt. An diesem Abend wollen wir mit Vorträgen, Tanzdarbietung, Musikeinlagen und einem Umtrunk der Öffentlichkeit unsere Ideen und Vorschläge präsentieren und unsere Unterstützung bei der Verwirklichung anbieten. Dabei soll auch die Machbarkeit der Offenlegung der Wurm in Burtscheid vorgestellt werden.

Unsere Projektgruppe hat auch am Tag der Nachhaltigkeit am 17. Juni 2022 mit einem Informationsstand, einem geführten Stadtspaziergang und einem Bastelprogramm für Kinder teilgenommen. Leider ist trotz einladendem Wetter wenig Publikum erreicht worden.

Aus Zeitgründen haben wir die Vorbereitungen für eine Lichtinstallation am Theaterplatz in 2022 aufgeben müssen und in die Zukunft verschoben. Jedoch, die Idee ist geboren; sie entwickelt sich weiter.

Von anderen lernen kann niemals schaden. Dieser Gedanke veranlasst uns, Anfang Oktober die offenen Bäche in Freiburg im Breisgau und im benachbarten Staufen zu besichtigen und detaillierte Informationen einzuholen. Auch wenn sich das Konzept der „Freiburger Bächle“ in vielen Punkten von der Situation in Aachen unterscheidet, sind solche Exkursionen immer lehrreich und motivierend.

Zu guter Letzt gelingt es der Gruppe durch den gezielten Einsatz, die sehr schönen alten Pläne der Bachkanäle aus dem Archiv der STAWAG in das Stadtarchiv zu überführen, wo sie fachgerecht archiviert und gelagert werden können.